In dem Museum Das Minsk werden Werke aus der Sammlung von SAP-Milliardär Hasso Plattner gezeigt Foto: Thomas Spikermann
Von Claudia von Duehren
SAP-Milliardär Hasso Plattner zeigt in seinem Potsdamer Museum Das Minsk DDR-Kunst mit aktuellen Arbeiten.
Birken haben das bunte Klettergerüst völlig überwachsen. Form und Farbe des Spielgerätes lasen vermuten, dass es einst auf einem Spielplatz in der DDR stand.
Der Berliner Künstler Christian Thoelke (49) „arbeitet sich an solchen Hinterlassenschaften seiner Jugend ab“. Im Kunsthaus Das Minsk ist sein Bild jetzt in der Ausstellung „Werk Statt Kunst“ zu sehen.
Martin Kippenbergers „Untitled“ aus der Serie „Liebe Maler, male mir“ von 1981 Foto: Thomas Spikermann
Das Gemälde gehört zu den neuesten Arbeiten in der Sammlung von Hasso Plattner. Der SAP-Milliardär hat seit den 80er-Jahren an die 100 Arbeiten von DDR-Künstlern wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte und Werner Tübke gekauft. Viele sind unter den 38 ausgestellten Bildern zu sehen.
Doch wie das 2019 entstandene Bild von Christian Thoelke beweist, ist die Sammelleidenschaft von Hasso Plattner längst nicht gestillt. Beraten von seiner Tochter Stefanie Plattner (40), kauft der Mäzen weiter. „Er selbst entscheidet über jeden Ankauf. Farbigkeit und Kunstfertigkeit der Malerei sind für meinen Vater entscheidend“, verrät die Schauspielerin und Regisseurin. Als Stiftungsrätin der Hasso Plattner Foundation ist sie für das Minsk verantwortlich. In dem ehemaligen DDR-Terrassen-Restaurant ist seit September 2022 die Plattner-Sammlung mit Kunst, die nach 1945 entstanden ist, angesiedelt.
Hinterlassenschaften der Jugend: Christian Thoelke vor seinem Werk „Gerüst“ von 2019 Foto: Thomas Spikermann
In der dritten Ausstellung soll die Kunst helfen, die Gegenwart besser zu verstehen. „Wir hoffen, dass so ein Austausch über Lebenserfahrungen in der DDR möglich ist“, erklärt Stefanie Plattner. Diesen Leitsatz gab ihr Vater schon zur Eröffnung des Kunsthauses bekannt: „Die Architektur aus der DDR-Zeit ist ein Teil der Geschichte Potsdams, und ich wollte den Potsdamern diesen Ort zurückgeben.“
In diesem Sinn ergänzt der Ost-Berliner Künstler Wilhelm Klotzek (42) die Ausstellung mit Fantasie-Buch-Titeln und einer Video-Installation. Darin schlüpft Klotzek in drei Rollen und diskutiert beinahe satirisch den Umgang mit DDR-Architektur.
Installation mit drei Monitoren: In der Installation „Das architektonische Trio“ diskutiert Wilhelm Klotzek mit sich selbst Foto: Thomas Spikermann
Hier wird Großstadt-Müll zur Kunst
Auch eine Arbeit des West-Berliner Kunst-Stars Martin Kippenberger befragt die Erinnerungskultur. Auf seinem nicht selbst angefertigten „Selbstporträt“ steht Kippenberger vor einer Wand mit der Inschrift „30 Jahre DDR“ sowie dem Wort „Souvenir“. Ein Anstoß zur Frage: Wie viele Souvenirs brauchen wir, um die eigene Erinnerung wachzuhalten?
Bis 20. August 2023, Max-Planck-Straße 17, Mi.-Mo. 10-19 Uhr, Ticket 10 Euro
Eine Quelle: www.bz-berlin.de