Daniela Köhler als Senta mit Jens Larsen (rechts) als Daland in „Der fliegende Holländer“ Foto: Annette Riedl/dpa
Von Martina Hafner
An der Komischen Oper gab Sopran-Diva Daniela Köhler ein fulminantes Berlin-Debüt, obwohl sie erst zehn Tage vor der Premiere in die Proben einstieg.
Die erste Wagner-Premiere nach über zehn Jahren an der Komischen Oper wäre beinahe ins Wasser gefallen. Die Sängerin der Senta in Wagners „Der fliegende Holländer“ sagte kurzfristig ab, in der Direktion lagen die Nerven blank.
Man fragte bei Daniela Köhler an, ein dramatischer Sopran aus Karlsruhe. Deren Agentin meinte jedoch, die Sängerin habe zu viele Termine. Die Verlockung Berlins war am Ende größer, die Sopranistin kam und gab ein stimmgewaltiges Hauptstadt-Debüt, der Jubel war frenetisch. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut, denn hier an der Komischen Oper kommt es nicht nur auf das Singen an. Das Haus ist bekannt für gute Darsteller. Es war ein gutes Gefühl, hier mithalten zu können“, sagt Daniela Köhler.
Und das, obwohl sie erst zehn Tage vor der Premiere morgens anreiste, mit Schauspieler und Regisseur Herbert Fritsch ging es am Nachmittag gleich in die erste Probe: „Am Anfang war es für mich wie ein Sprung vom Fünfmeterbrett. Wir Opernsänger haben keine so tiefgreifende Ausbildung wie ein Schauspieler, die sind es vielleicht schon an der Hochschule gewohnt, sich anzubrüllen und ganz wilde Sachen zu machen. Wir Sänger stecken szenisch eigentlich nur den großen Zeh ins Wasser“, erklärt der Sopran-Star.
Dennoch stürzte sich Daniela Köhler kopfüber in die Rolle, große Gesten, herrliche Mimik, passend zu der spielerisch-bunten Interpretation des Stücks von Herbert Fritsch. „Er gab keine Anweisungen wie: Nun gehst du von links nach rechts. Sondern Herbert hat ausführlich darüber gesprochen, was er empfinden will, wenn er die Figur auf der Bühne sieht. Die Spinnstuben-Szene konnte ich deshalb schön verrückt spielen. Es hat großen Spaß gemacht.“
Immer bei großer Stimme natürlich, Köhler trat schon als Kind in Chören auf, spielte Klarinette, begann dann als 15-Jährige mit fundiertem Gesangsunterricht. Inzwischen singt sie in Bayreuth, steht 2023 wieder als Brünnhilde in „Siegfried“ auf dem Plan. Sie lebt nach wie vor in der Nähe von Karlsruhe, Single, legt aber Wert auf viel Kontakt zu ihrer Familie: „Weihnachten werde ich nur ganz kurz nach Hause fahren, am 25. Dezember habe ich ja hier Vorstellung.“
Warum sie erst jetzt in Berlin singt, wo doch so viel Wagner in der Hauptstadt läuft? „Es hat sich bislang nicht ergeben. Dabei sind alle drei Opernhäuser hier interessant. Ich will mich auch nicht auf Wagner festlegen, Mehr Strauss zu singen wäre auch schön.“ Auch gegen Operette hätte sie nichts: „Für die ,Rosalinde‘ in der ,Fledermaus war ich schon fest gebucht, dann kam Corona. Also, die Rolle hätte ich schon einstudiert!“
Recht zugeknöpft bleibt sie, wenn man sie nach ihrem Alter fragt: „Wollen Sie auch noch mein Gewicht wissen? Nein? Gut so. Beim Alter gilt: Entweder man ist zu jung oder zu alt für eine Rolle und dazwischen liegen gefühlt zwei Jahre. Darum sage ich nichts dazu.“
Wieder am 17., 25. und 29. 12. 2022, Behrenstraße 55-57, Karten: Tel.: 030 47 99 74 00
Eine Quelle: www.bz-berlin.de