Claudia von Dühren schreibt jeden Sonnabend aus ihrem grünen Paradies Foto: Privat
Von Claudia von Duehren
Der Moment, als mein Mann den letzten großen Strang des wilden Weins von der Fassade gerissen hat, tat mir in der Seele weh. 20 Jahre hatte die Kletterpflanze unsere Hauswand zur Straßenseite einmalig schön berankt. Doch nun wird die Front renoviert.
Seine Pracht reichte von Mai bis November. Im Winter sahen die blattlosen Triebe natürlich nicht schön aus. Vor allem, weil dann auch der äußerst renovierungsbedürftige Putz zu sehen war. Das war auch der Grund, warum ich ihn gepflanzt hatte: Wir hatten nach der Innen-Sanierung des alten Hauses einfach kein Geld mehr für die Fassade von 1928.
Aus der Not wurde eine Tugend. Oft blieben Spaziergänger vor unserem Haus stehen und lobten unseren Wein. Den am Haus, nicht den, den wir mal wieder auf der Bank vorm Haus sitzend im Glas hatten …
Der Wilde Wein muss für die Fassadensanierung komplett entfernt werden Foto: Claudia von Dühren
Auch die Bienen liebten den Wein. Jeden Sommer zog ein ganzes Wildbienen-Volk ein und summte und erntete. Ein großer Nachteil war, dass unser Haus ein Reihenmittelhaus ist.
Regelmäßig musste der Gatte auf die hohe Leiter klettern (was er ja bekanntlich fürchtet), um die Triebe von den bereits sanierten Fassaden der Nachbarn abzuschneiden. Der Wein sonst völlig anspruchslose klammert sich nämlich mit kleinen Saugnäpfen in den Putz, was fiese Spuren hinterlässt.
Gartencenter-Verbot vom Gatten
Die spektakulärste Herbstfärbung entwickelt übrigens die fünfblättrige Jungfernrebe. Aber auch unser dreiblättriger Wein konnte, dank Sonnenseite im Herbst einiges bieten.
Eine Quelle: www.bz-berlin.de