Immer mehr Autos in Berlin! Das ist die Abstimmung mit den Rädern


            Immer mehr Autos in Berlin! Das ist die Abstimmung mit den Rädern

Der Verkehr brummt: In Berlin nahm die Zahl der motorisierten Privatfahrzeuge in den letzten zehn Jahren um 14,7 Prozent auf rund 1,5 Millionen zu Foto: picture alliance / Bildagentur-o

Von Gunnar Schupelius

Seit sechs Jahren bekämpft der Senat den motorisierten Individualverkehr mit allen Mitteln. Die Berliner Autofahrer lassen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken, meint Gunnar Schupelius.

In Berlin hat sich die regierende Politik sehr weit vom Volk entfernt, jedenfalls was den Straßenverkehr angeht. Die Interessen gehen weit auseinander: Während der Senat seit 2017 mit allen Mitteln gegen den motorisierten Individualverkehr kämpft, nimmt die Zahl der motorisierten Individualfahrzeuge von Jahr für Jahr zu.

Die jüngst veröffentlichten Zahlen zeigen: Zwischen 2010 und 2021 stieg die Zahl der zugelassenen Pkw und Lkw in der Hauptstadt um 14,7 Prozent auf 1,5 Millionen. Die Bevölkerung wuchs ebenfalls, aber lange nicht so stark wie die Zahl der Fahrzeuge.

Sogar in den letzten sechs Jahren, also seitdem SPD, Grüne und Linke ihre Politik gegen den Autoverkehr richten, stieg die Zahl der Pkw stark an, von 1,19 Millionen im Jahr 2017 auf 1,24 Millionen Mitte 2022.

Das bedeutet nichts anderes, als dass Rot-Grün-Rot gegen die Bevölkerung arbeitet, offenbar auch gegen einen großen Teil der eigenen Wähler. Auch das legen die Zahlen nahe: In Berlin sind 2,45 Millionen Menschen wahlberechtigt, davon beteiligten sich 1,84 Millionen an der letzten Wahl 2021.

In dieser Wahl bekamen CDU, FDP und AfD zusammen nur rund ein Drittel der Stimmen. Bei 1,24 Millionen angemeldeten Pkw müssen also viele Autofahrer auch SPD, Grüne und Linke gewählt haben. Über ihre Motive kann man nur spekulieren, sie wurden dazu noch nicht befragt.

Wie auch immer, wenn es so viele motorisierte Fahrzeuge gibt und ihre Zahl so stark zunimmt, wäre es eigentlich Aufgabe der Verkehrspolitik, dafür zu sorgen, dass sie auch fahren können.

Aber das Gegenteil geschieht eben: Überall werden Straßen verengt oder gesperrt, Parkplätze verschwinden ersatzlos vom Straßenrand, das Tempo wird reduziert.

Die Grünen, die sich auf diesem Weg an die Spitze setzen, gehen kompromisslos vor, sie wollen das Auto „abschaffen“, wie es Ex-Senatorin Regine Günther ankündigte oder wenigstens weit „zurückdrängen“, wie es die amtierende Verkehrssenatorin Bettina Jarasch formuliert.

Es gehört zu den weitverbreiteten Märchen der Grünen, dass man in Berlin ohne Auto genauso gut leben und arbeiten könnte.

Das trifft auf sehr viele Berufstätige und Eltern mit Kindern nicht zu, die ihren Alltag ohne Auto nicht bewältigen können. Insbesondere in den Außenbezirken und in den Tagesrandzeiten gibt es für sie keine Alternative.

Und hinter diesem Märchen steckt auch eine große Verlogenheit. Die kam vor einigen Wochen ans Licht, als die grüne Senatorin Jarasch in Tempelhof erschien, um persönlich mit einem Fahrrad einen neuen Fahrradstreifen einzuweihen.

Bis zum Fahrrad, das für sie bereitstand, ließ sie sich von ihrem Fahrer im Dienstwagen chauffieren.

Auf die Frage, weshalb sie nicht mit dem Fahrrad gekommen sei, sagte sie: „Wenn ich alle Termine mit dem Fahrrad machen würde, könnte ich nur die Hälfte davon wahrnehmen.“

Richtig und deshalb gibt es so viele Autos. Frau Jarasch hat selbst bewiesen, dass die arbeitende Bevölkerung auf den Pkw nicht verzichten kann. Sie behauptet es aber trotzdem. So verrückt wird diese Stadt regiert.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More