Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Foto: BA Tempelhof-Schöneberg/Laurence Chaperon
Von B.Z.
Einmal in der Woche schreiben an dieser Stelle Berlins Bezirksbürgermeister über Themen, die sie bewegen. Heute: Jörn Oltmann (57, Grüne), Bürgermeister von Tempelhof-Schöneberg.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Rathaus besuchen und dort ist zu. Ein Schild weist darauf hin: „Wegen Personalmangel geschlossen!“ Das kann (überspitzt gesagt) passieren, wenn das Land Berlin nicht endlich massiv in die Zukunft investiert und selbst wieder mehr Personal ausbildet. Schon jetzt müssen Abteilungen Sprechstunden absagen, weil die Arbeit mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen ist.
Der demografische Wandel war absehbar. Doch statt in die Zukunft zu investieren, wurden aus Spargründen die Ausbildungs- und Studienplatzkapazitäten in Berlin nach unten gefahren. Die neue Landesregierung will gegensteuern und 120 statt bisher 80 Studierende in der öffentlichen Verwaltung ausbilden lassen. Gebraucht wird aber die doppelte Anzahl – und das kontinuierlich für die nächsten 15 Jahre. Dazu kommen der allgemeine akute Fachpersonalmangel und das stets wachsende Arbeitsvolumen unserer wachsenden Stadt.
Ohne Verwaltung geht nichts – es werden keine Sozialleistungen ausgezahlt, keine Bibliothek öffnet mehr und keiner kümmert sich mehr um Schulplätze. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind ein Fünftel der Stellen frei und das, obwohl wir bei der Personalgewinnung durchaus erfolgreich sind. Doch die freie Wirtschaft, Land und Bund können besser zahlen, und so haben die Bezirke oft das Nachsehen.
Auch deswegen muss das Land Berlin den Bezirken mehr Studienplätze zur Verfügung stellen und mehr Finanzmittel für die Ausbildung bereitstellen. Wir Bezirke können der SC Freiburg der Bundesliga sein, das heißt, von der eigenen Ausbildung profitieren, bis das Personal den nächsten Karriereschritt macht. Wir müssen mehr ausbilden und früher anfangen.
Hoffnung, Frieden und Freiheit gehören zusammen
Vielen Schulabgängern fehlt das nötige Grundlagenwissen. Ohne Personal kann Berlin aber nicht funktionieren. Der für Personalentwicklung zuständige Finanzsenator Evers muss hier federführend mit Geld und Ideen duale Studiengänge, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten ausbauen. Dazu gehören ausreichende Räume, Lehrende, usw. Eine Metropole wie Berlin braucht eine funktionierende Verwaltung. Wir brauchen eine landesweite Personalentwicklung.
Eine Quelle: www.bz-berlin.de