So erklärt die Polizei das Selfie mit dem kriminellen Clan


            So erklärt die Polizei das Selfie mit dem kriminellen Clan

27. 12. 2022, Remmo-Hochzeit in Alt-Buckow: Firas Remmo gelingt es, dieses Selfie mit einem SEK-Beamten zu machen Foto: privat

Von Gunnar Schupelius

Das Selfie mit dem SEK-Mann wird von den Verbrechern als Trophäe im Internet herumgereicht. Die Polizeiführung schaut hilflos zu und kann doch nicht wirklich schlüssig erklären, wie es zu dieser Niederlage kam, meint Gunnar Schupelius.

Ein Foto kursiert im Internet, das niemand versteht und eigentlich auch niemand verstehen kann: Ein Elitepolizist vom Spezialeinsatzkommando (SEK) steht neben Firas Remmo, dem Sohn des Chefs vom arabischen Remmo-Clan. Der   hat den Arm um den Hals des Polizisten gelegt und ein Selfie geschossen.

Das war am 27. Dezember 2022 während einer Remmo-Hochzeit in Alt-Buckow. Das Bezirksamt wurde alarmiert, weil sich ein echter Tiger in der Remmo-Villa befand. Das SEK sollte die Mitarbeiter schützen.

Die Polizeiführung gab keine befriedigende Auskunft, wie dieses Foto entstanden sein könnte. Also, wie war das möglich?

Wir haben nicht locker gelassen und schließlich hat Polizeipräsidentin Barbara Slowik uns doch noch eine Erklärung gegeben. Darin wird erneut behauptet, der Beamte sei überrascht worden und habe sich nicht wehren können.

Wörtlich heißt es: „Nach Beendigung der Maßnahmen legte eine anwesende Person beim Verlassen des Objektes plötzlich einen Arm um den Einsatzbeamten. In der anderen Hand hielt die Person ein Mobiltelefon. Der Einsatzbeamte drückte daraufhin die Person umgehend beiseite und wies sie an, den Abstand zu ihm zu wahren. In diesem Moment entstand offenbar das Foto, welches, ohne den entsprechenden Kontext, den irrigen Eindruck eines einvernehmlichen Selfies erweckt.“

Frau Polizeipräsidentin, dieses Foto müssen Sie uns bitte noch erklären!

Dazu wollten wir wissen: Waren die Beamten im Rahmen der Deeskalationsstrategie angewiesen, in solchen Fällen nicht härter zu reagieren? (So wurde es uns zuvor inoffiziell mitgeteilt).

Diese Frage wird ungenau beantwortet: Die Einsatzkräfte hätten „angemessen reagiert“. Nachfrage: Warum wurde das Mobiltelefon nicht beschlagnahmt und das Foto nicht aus dem Internet  entfernt?

Die Antwort darauf ist ebenfalls nicht ganz klar: Einerseits teilt man uns mit, für Beschlagnahme und Entfernen habe es „keine Rechtsgrundlage gegeben“.

Andererseits erklärt man uns, dass beides auch gar nicht nötig gewesen wäre: „Die Persönlichkeitsrechte des dargestellten Beamten sind durch den Identitätsschutz hinreichend gewährleistet. Auch sensible Spezialtechnik ist nicht erkennbar.“ Identitätsschutz? Das Gesicht des SEK-Mannes ist bis auf die Augen nicht erkennbar. Das stimmt. Aber ist es erlaubt, sich so mit einem Beamten zu fotografieren, ohne dessen Einverständnis?

Was also unternimmt die Polizeipräsidentin, damit ein solches Foto nie wieder entstehen kann? Sie habe  „in einem nachbereitenden Gespräch mit dem verantwortlichen Einsatzleiterkommandoführer sowie den eingesetzten Kräften die Situation noch einmal umfänglich rekapituliert.“

Sie erklärt, dass  „durch dieses Foto der gänzlich falsche Eindruck eines einvernehmlichen Selfies eines Polizeibeamten mit dem Betroffenen einer polizeilichen Maßnahme vermittelt wird“. Dadurch werde „die Neutralität, die Professionalität und Entschlossenheit, mit der die Polizei Berlin zu jeder Zeit (…)“ agiere, „konterkariert“. Die Polizeipräsidentin stellt fest: „Dies könnte zu Unrecht zur Verunsicherung der Öffentlichkeit und einem Ansehensverlust der Polizei Berlin führen.“

Das ist ein weitgehendes Eingeständnis einer Fehlleistung. Das Selfie mit dem SEK-Mann wird von den Verbrechern als Trophäe im Internet herumgereicht.

Die Polizeiführung schaut dabei hilflos und empört zu und kann doch nicht wirklich schlüssig erklären, wie es zu dieser Niederlage kam.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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