Warum tun wir uns DAS noch an?


            Warum tun wir uns DAS noch an?

Sie waren nicht jedermanns Sache in Europa: Lord of the Lost landeten auf dem letzten ESC-Platz. Dort scheint es sich Deutschland gemütlich gemacht zu haben Foto: AFP

Von Dirk Steinbach und Michael Quandt

Willst du Deutschland oben sehen, musst du die Tabelle drehen. So lautet die einfache Regel beim ESC.

Seit dem Sieg von Lena Meyer-Landrut (31) 2010 mit „Satellite“ gab es für uns meist nur Klatschen. Viermal landete Deutschland auf dem letzten Platz, dreimal wurden wir Vorletzter. Egal, ob wir schmusig und zurückhaltend wie mit Malik Harris (25) auftraten oder, wie jetzt mit Lord of the Lost, selbstbewusst rockig.


            Warum tun wir uns DAS noch an?

Lena Meyer-Landrut feierte 2010 ihren ESC-Sieg Foto: dpa

Im Netz herrscht breite Resignation. ESC-Gucker tippen sich die Finger wund, verstehen auch nicht, warum wir uns DAS eigentlich noch antun.

„Deutschland könnte Paul McCartney ins Rennen schicken und würde beim ESC 2023 trotzdem auf den hinteren Plätzen landen“, schreibt eine Nutzerin auf Twitter. Ein anderer pflichtet ihr bei: „Deutschland könnte Michael Jackson reanimieren, Elvis exhumieren und mit den Rest-Beatles kreuzen. Es wären trotzdem #null #punkte in der #Eurovision.“

Warum versteht kaum jemand. Sogar „Harry-Potter“-Autorin J.K. Rowling (57) wunderte sich während der Punktevergabe. Denn sie fand unseren Beitrag eigentlich toll, sah Lord of the Lost weit vorn. Und twitterte komplett verwirrt: „Etwas ist schiefgelaufen. Deutschland hat noch keine Punkte geholt.“

Ganze drei Punkte waren es am Ende dann doch von der Jury, 15 kamen vom Publikum. Am letzten Platz änderte das nix.

Gottschalk stänkert

Show-Titan Thomas Gottschalk (72) findet SEHR deutliche Worte bei Instagram. „Bei aller Liebe, aber wir werden vom Rest Europas doch inzwischen verarscht, was die Bewertung beim ESC betrifft. Die mögen uns einfach nicht“.


            Warum tun wir uns DAS noch an?

Moderator Thomas Gottschalk Foto: picture alliance

Und weiter: „Den soften Malik haben sie uns genauso weg gesägt wie die rockigen Lord of the Lost. Die waren auch viel zu lieb. Wenn schon Heavy Metal, dann muss es auch scheppern. Es bringt auch nix, die Regenbogenfahne zu schwenken.“

Also warum machen wir da noch mit? Gottschalk fordert: „Die ARD muss nach diesen ganzen Pleiten einfach den Geldhahn zudrehen. Ohne Gold kein Glitter!“

Angeblich ist die deutsche Teilnahme ja gar nicht so teuer. Laut der offiziellen Eurovison-Website zahlt die ARD etwa 400 000 Euro für den Startplatz.

Schweden siegt beim ESC, Deutschland wieder Letzter

Weil die Reichweite in Deutschland die größte ist, ist unser Gebührenbeitrag auch der höchste, so die offizielle Begründung. Die ARD hält den Betrag für „überschaubar“. Er liege „deutlich unter den durchschnittlichen Produktionskosten von Unterhaltungsshows im Hauptabend“.

Angesichts von jetzt wieder fast 7,5 Millionen ESC-Zuschauern, also so viel wie ein durchschnittlicher und deutlich teurer Tatort, scheint das Interesse weiterhin groß zu sein.

Vielleicht überträgt die ARD den ESC in Zukunft einfach nur und verzichtete auf einen deutschen Teilnehmer. Wir scheinen da eh nur zu stören.

Brauchen wir einen großen Star?

Der Norddeutsche Rundfunk will nach der erneuten Pleite jedenfalls nun Ursachenforschung betreiben. „Wir sind mit einem außergewöhnlichen Act gestartet, der überhaupt nicht das Ergebnis erzielt hat, das wir uns gewünscht haben. Das ist sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd“, sagte der Chef des ARD-Teams für den Contest beim NDR, Andreas Gerling.

Eine erneute Reform des Auswahlverfahrens dürfte allerdings wenig ändern. Es wurde bereits alles ausprobiert. Mal legten angebliche Fachleute den Teilnehmer fest, dann die Zuschauer, zuletzt eine Mischung aus Jury und Zuschauern. Genutzt hat es nie etwas.

Oder schicken wir einen großen Star? Die Wahrheit ist: Es gibt außer den Scorpions, Rammstein und mit Abstrichen Scooter und (ausgerechnet) Dieter Bohlen (69) mit Modern-Talking-Songs nahezu niemanden, der die Massen im Ausland begeistert.

Schlager-Königin Helene Fischer (38), Rapper wie Bonez MC (37) oder Capital Bra (28) oder Kult-Rocker Udo Lindenberg (76) füllen zwar im deutschsprachigen Raum die größten Hallen. Aber eben nur da.


            Warum tun wir uns DAS noch an?

Helene Fischer (38) legte bei der ARD-Show „Das große Schlagerjubiläum“ eine spektakuläre Wasser-Performance hin Foto: dpa

Die bittere Wahrheit ist: Wir sind vielleicht noch das Land der Dichter und Denker. Das Land der Musiker waren wir eben nie.

Also bleibt nur Rache, wie ein Twitter-User empfiehlt: „Nächstes Jahr schicken wir Michael Wendler. Hat Europa echt verdient!“

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More