Auch in der Nantes brannten Autos Foto: SEBASTIEN SALOM-GOMIS/AFP
Von der B.Z. Redaktion
Harte Aussagen von zwei französischen Polizeigewerkschaften!
▶︎ „Heute sind die Polizisten im Kampfeinsatz, weil wir uns im Krieg befinden.“ Dies erklärten die französischen Polizeigewerkschaften Alliance Police Nationale und Unsa Police in einer Pressemitteilung.
So kommentieren die beiden Gewerkschaften die Unruhen, die Frankreich seit Tagen erschüttern. Am Dienstag hatte der 17-jährige Nahel M. versucht, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen und bei einer anschließenden Verfolgungsjagd Passanten gefährdet. Ein Beamter stoppte ihn. Als der Jugendliche nordafrikanischer Herkunft erneut das Gaspedal durchdrückte, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten.
Frankreich wird seitdem von heftigen Krawallen erschüttert. Autos brennen, Geschäfte werden geplündert, gewaltbereite Demonstranten liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. Es kommt immer wieder zu „Allahu Akbar“-Rufen und auch antisemitischen Vorfällen.
Dieser maskierte Mann tritt nach einer Kartusche mit Tränengas in Nantes Foto: SEBASTIEN SALOM-GOMIS/AFP
▶︎ Die Wortwahl der beiden Gewerkschaften sorgt in Frankreich für heftige Kritik und Debatten. Denn in der Erklärung heißt es auch: „Angesichts dieser wilden Horden reicht es nicht mehr aus, um Ruhe zu bitten, man muss sie erzwingen“ Und: „Unsere Kollegen, wie auch die Mehrheit der Bürger, haben es satt, unter dem Diktat dieser gewalttätigen Minderheiten zu leiden.“
Die Rede ist auch von „schädlichen Elementen“, denen man nun den „Kampf“ ansagen müsse, anstatt sich ihnen „zu unterwerfen“ oder vor ihnen „zu kapitulieren“. Die „Waffen niederzulegen“ sei angesichts der Brutalität der Ausschreitungen keine Lösung.
Auch in Lyon gab es Unruhen Foto: Laurent Cipriani/dpa
Der französische Politiker Frédéric Mathieu (45) äußerte deutliche Kritik an den Gewerkschaften. Die Pressemitteilung sei „ein Aufruf zu Aufruhr und Bürgerkrieg gegen einen Teil unserer Bevölkerung“, so Mathieu.
Randalierer verwüsten französische Städte
Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon (71) erklärte auf Twitter: „Die Gewerkschaften, die zum Bürgerkrieg aufrufen, müssen lernen zu schweigen. Wir haben die mörderischen Verhaltensweisen gesehen, zu denen solche Äußerungen führen. Die politische Macht muss die Polizei wieder unter Kontrolle bringen. Diejenigen, die Ruhe wollen, sollten kein Öl ins Feuer gießen!“
Bei erneuten Krawallen in der Nacht zu Sonntag mindestens 719 Menschen festgenommen worden. Das ging am Sonntagmorgen aus einer vom Innenministerium auf Twitter veröffentlichten ersten Bilanz hervor. 45 Polizisten seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, hieß es weiter. Dank des Einsatzes von 45 000 Polizisten und Tausenden Feuerwehrleuten sei es eine „ruhigere Nacht“ gewesen als am Vortag.
Eine Quelle: www.bz-berlin.de